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Gaskrise, Weltkrise, ZDF

Volker Eidems im Gespräch mit dem Energieaktivisten und Ingenieur Andy J. Ehrnsberger. Volker Eidems ist freier Journalist und Redakteur für Sachbuch- und Publikumsverlage – als Gastautor beim enXpress.

Eidems: Herr Ehrnsberger, Sie legten ein ebenso einfaches wie umfassendes Konzept auf den Tisch – zur Abwehr der Klimakrise, gegen Kohle und Uran, gegen steigende Energiekosten, gegen die Arbeitslosigkeit im Süden Europas, gegen CO2-Verpressung, gegen Fracking, für die Abkoppelung von russischem Gas und, zu guter Letzt, zur Friedenssicherung. Was hat Sie dazu getrieben, das schon vor zwölf Jahren zu tun?

Ja, das waren im Großen und Ganzen drei Punkte: Die Politik des Kreml, die griechische Finanzkrise und das unbedingte Erfordernis, im Sinne der Klimakrise komplett umzudenken. Und damit verbunden: die bereits seit Jahrzehnten drängenden Symptome des Klimawandels. Das ist ja auch kein neues Thema.

[Vollständiger Download des Konzepts als PDF unter diesem Link: https://t1p.de/t4yyn]

Welchen Zusammenhang sehen Sie bei diesen drei Punkten?

Die damalige Finanzkrise zeigte, dass Griechenland ein gefragtes Produkt braucht, das in alle Welt exportiert werden kann. Die Politik des Kreml, dessen Großmachtstreben zugunsten der Platin-Wasserhähne einer mafiösen KGB-Elite seit vielen Jahren offensichtlich ist, lässt erkennen, dass russisches Gas auf dem schnellsten Weg ersetzt zu werden hat – um eben die Finanzmacht des Kreml zu brechen. Und den Punkt Klimakrise brauche ich sicher nicht näher erörtern. Ergo: Gas selber herstellen. Und zwar im Süden der EU!

Zunächst klingt das plausibel. Wie weit sind Sie damit gekommen?

Das Konzept selbst ist, wie Sie wissen, seit 2011 in seinen Grundzügen ausgereift und in Buchform erhältlich.

Ja, das weiß ich und konkretisiere: Was von Ihrem Konzept wurde verwirklicht?

Nichts, außer vielleicht Einzelteile, die herausgegriffen und anderweitig verwurstet wurden. Zum Beispiel das Förderinstrument zinsloser Darlehen, das neuerdings recht oft zum Einsatz kommt. Zum Beispiel die Verwendung transnationaler Erdgaspipelines zum kostengünstigen und reibungslosen Transport von Wasserstoff. Zum Beispiel die Herstellung grünen Wasserstoffs in unbesiedelten Küstenregionen. Zum Beispiel die Doppelnutzung von Land, indem Solarfelder höher gelegt werden, um in deren darunter liegenden Halbschatten Landwirtschaft zu betreiben – »… Strom- und Nahrungsmittel-Erzeugung auf derselben Fläche ermöglichen… «. Beispiel Agri-Photovoltaik. Aber das Buch selbst war ein Misserfolg. Und das Konzept hat irgendwie auch niemanden interessiert, zumindest nach meiner Wahrnehmung, wobei ich den daran Schuldigen in mir selbst finde. Wie häufig das Buch bzw. das Konzept gelesen wurde, ist dabei schwer einzuschätzen, da es ja auch Cookie-frei zum Download angeboten wird. Kostenlos.

Inwiefern sehen Sie sich selbst als » Schuldigen «?

Ich bildete mir ein, ein Werk zustande zu bekommen, das sich unabhängig vom Zielgruppengedanken verbreiten ließe bzw. würde – in der Annahme, entscheidende Bildungsschichten seien neugierig und aufnahmefähig genug, etwas daraus zu machen. Heute weiß ich, dass ich die entscheidenden Inhalte noch besser herauszuarbeiten gehabt hätte, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, wenigstens ein Fachpublikum überzeugen zu können – anstatt mit sexy Grafiken und Werbesprüchen eine Ökojugend mobilisieren zu wollen. Zudem wäre es sicher sinnvoll gewesen, früh im Prozess eine Agentur einzuschalten, die das Ganze dann vorwärtstragen hätte können. Doch ohne Bezahlung oder in reiner Vorleistung macht bekanntlich niemand einen Finger krumm, egal, um was es geht und was auf dem Spiel steht, außer vielleicht, wenn man diesen Finger irgendwo festkleben darf. Ich hatte weder den finanziellen Background, um die nötige Schlagkraft zu entwickeln, noch die Fähigkeit, früh die Priorität darauf zu legen, sich diesen Background zu beschaffen, die Sache also finanzieren lassen. Andererseits kann man auch nicht alles alleine machen und Sie glauben doch nicht, dass irgendjemand dazu bereit war, kostenlos – wie gesagt – einen Finger krumm zu machen. Das, was mir zur Verfügung stand, waren hingegen Zeit, Wissen, Überzeugung und ein paar Fähigkeiten geistiger Natur. Doch die Fähigkeit, zu referieren, mich öffentlich hinzustellen, zu netzwerken, zu klüngeln oder anderweitig Menschen für mich zu gewinnen, war und ist mir nicht zu eigen. Da hätte ich wohl besser jemanden vom Marketing involviert.

Werbeseite zum H2-Energiekonzept aus dem Jahr 2012 auf dessen damaliger Website.

Dass Teile Ihres Konzepts heute praktisch umgesetzt werden, klingt nicht nach Misserfolg.

Dies meinem Konzept ohne Wenn und Aber zuzuschreiben, wäre vermessen, denn hierzu gibt es keine handfesten Belege – bislang zumindest. Warum die Bundesregierung aber kürzlich den Neubau genau solcher Anlagen (zur Produktion großer Mengen grünen Wasserstoffs; Anm. d. Autors) in Kasachstan/ am Kaspischen Meer sowie an der Kanadischen Küste beschloss, anstatt an der Griechischen Küste, ist mir persönlich schleierhaft und ist sicher auch unverantwortlich hinsichtlich der Lösungserwartung der Vielzahl innereuropäischer Probleme. Beispiel Hamburger Hafen, wo der Kanadische Wasserstoff in Zukunft ja angelandet werden soll, wo aber der Chinesische Staat gerade dabei ist, seine Kontrolle aufzubauen. Ein Infrastrukturproblem, das wir uns sparen könnten, würde das Konzept in Griechenland anstatt in Kanada umgesetzt, denn von Griechenland nach Deutschland existierten bereits vor zwölf Jahren die hierfür nötigen Pipelines. Aber nochmal zurück zum Misserfolg. Für unser Klima wäre es auf jeden Fall kein Misserfolg, wenn Teile meines Konzepts entsprechend herausgegriffen und umgesetzt würden. Doch wir alle wissen ja, welchen Wert der persönliche Erfolg eines Bürgers unserer Gesellschaft im Allgemeinen bei ausbleibendem finanziellen Erfolg hat. Nämlich gar keinen.

Das bezieht sich auf Sie selbst, wie ich annehme?

So ist es. Die Sache hat mir nur Kosten verursacht und persönlich nichts gebracht. Nichts.

Wie heißt das Konzept eigentlich jetzt genau? Es kursieren ja verschiedene Bezeichnungen. H2-Energiekonzept, Griechenlandkonzept oder auch Sunbrith…

In der Tat, diese Titel kursieren. Und eben auch der schlecht gewählte Buchtitel, der die Leute abschreckt: » Quell des Friedens, Wasser als Rohstoff «. Heute weiß ich, » Wasser als Rohstoff « hätte völlig genügt, denn » Quell des Friedens « hat wohl einen gewissen Esoterik-Touch, auch wenn es inhaltlich durchaus zutrifft. » Wasser als Rohstoff « – » Mit einer wahren Energiewende Krisen beenden « als Untertitel ist, denke ich, nach wie vor OK. Und » H2-Energiekonzept « heißt schlichtweg das Konzept, um das es in dem Buch geht. Abgekürzt: H2EK. Und » Sunbirth « ist die Namensidee für eine genossenschaftliche Be- und Vertriebsgesellschaft, die das in Europa produzierte, CO2-neutrale H2-Gas vermarkten kann. Und » Griechenlandkonzept « bezeichnet die am Beispiel Griechenlands ausgelotete und durchgerechnete Studie zu dem Konzept.

CO2-neutrales Gas? Wie kann das funktionieren?

Klingt das heute immer noch exotisch? CO2-neutrales Gas? Dabei ist es ganz einfach. Man benötigt zwei Komponenten, maximal drei, die uns kostenlos zur Verfügung stehen. Und, die in rauen Mengen vorhanden sind, um massenhaft CO2-neutrales Gas herstellen zu können: Meerwasser. Sonne. CO2. Auf den ganzen Rest, auf die Chemikalien, auf den Rohstoffraubbau für Milliarden Tonnen zusätzlicher Lithium-Ionen- und ähnlicher Akkus kann also tatsächlich verzichten werden. Denn aus Meerwasser + Sonne + CO2 lässt sich ein Gas herstellen, das dem Erdgas entspricht! Welches zu 100 Prozent von unserer jetzigen Infrastruktur genutzt werden kann, das vom Herstellungsland über bereits bestehende Pipelines zu uns transportiert werden, über das bereits jetzt bestens ausgebaute Verteilsystem an jeden beliebigen Ort Deutschlands verbracht und über die bereits bestehenden Anlagen genutzt werden kann: Gas-Brennwertheizungen, Industrieanlagen, Benzinmotoren, die auf Gas umgerüstet sind und sogar Blockheizkraftwerke, die – hocheffizient – Wärme und Strom gleichzeitig produzieren!

Das wiederum klingt einfach. Aber wenn das so einfach ist, warum wird es nicht schon lange so gemacht?

Dafür gibt es aus meiner Sicht eine ganze Reihe von Gründen. Zum einen ist es vielen Leuten vermutlich schlichtweg zu einfach, vor allem denen, die gerne mit eigenen Ideen glänzen oder ihre Institute über staatliche Zuschüsse am Leben erhalten müssen. Zum anderen fehlt oft der Mut für echte Veränderung, vor allem auch politisch gesehen. Mut, sich aus bestehenden politischen Abhängigkeiten zu lösen. Stichwort » Merkel-Putin-Gap «. Also auch der Mut, die Führungseliten der erdöl- und erdgasproduzierenden Länder zu verprellen. Mut, wirklich etwas neu zu denken und zu wagen, was ja immer auch Risikobehaftet ist, was die konservative Wählergunst anbetrifft. Und, wie angedeutet, herrschte in den meisten Köpfen – auch in denen der entscheidenden Grünen – sehr lange Zeit das, was ihnen Jahrzehntelang durch Kampagnen erfolgreich eingeimpft wurde und immer noch wird: Angst. Die Angst vor dem Wasserstoff – vorrangig basierend auf den durch Lobbyvertreter traditionell einflussreicher Industrien suggerierten technischen Zweifeln daran. Politische Entscheider haben hier häufig wenig Fachkompetenz zu bieten, weshalb sie ihren Weg über hochdotierte Beratungsunternehmen zu wählen haben! Das liegt in der Natur der Sache, denn Anwälte, Kommunikationsexperten, Politikwissenschaftler und – wie Jens Spahn – Bankkaufleute, sind nun einmal keine Ingenieure. Beim regenerativen Wasserstoff als Energieträger überwiegen aus meiner Sicht bei Weitem die Pro-Argumente. Aber ich bin es leid, hierfür Überzeugungsarbeit zu leisten.

Inwiefern?

Keine Rückmeldung. Und parallel dazu diese hirnrissige Entwicklung hinsichtlich Batterieautos, die einen Großteil der Probleme lediglich verlagert und verwischt. Auch in Verbindung mit der absehbaren Rückwärtsrolle bei der nuklearen Energiegewinnung. Bei mir jedenfalls blieb da einiges auf der Strecke. Einiges an Zuversicht und Motivation. Wasser vorhanden, Sonne vorhanden, Technik vorhanden, Notwendigkeiten vorhanden, Finanzierungskonzept vorhanden. Aber: keine Reaktion.

Reaktion von wem?

Also aus den Reihen der Grünen und aus der SPD gab es niemanden, der darauf einging. Und es wurden viele Landes- und Bundespolitiker von mir persönlich kontaktiert. Aber nicht nur sie. Hier ein interessanter Schriftverkehr mit dem Büro des damaligen EU-Parlamentspräsidenten Martin Schulz (zur Ansicht hier klicken). Aber auch seitens der Unionsparteien und der Liberalen gab es nichts, das man an dem Konzept für gut befunden hätte, oder wenigstens für schlecht. Fehlt nur noch, dass jetzt, am Ende die AfD aufspringt und den Zug für sich beansprucht. Und genau so ging es mit unzähligen Vertretern der Medien und aus der Wirtschaft – sowohl im deutschsprachigen Raum, als auch in Griechenland selbst. Hans-Werner Sinn, ein renommierter Wirtschaftsexperte: Wir behalten es auf dem Schirm «, und das war es dann auch. Anderes Beispiel, das persönliche Versprechen des langjährigen Zeit-Redakteurs, Fritz Vorholz: » Ich versichere Ihnen, dass wir das Konzept interessiert und wohlwollend journalistisch begleiten werden. « Doch auch hier brachte wiederholtes Nachfragen keinen Fortschritt (zur Ansicht der Schreiben hier klicken). Nur die TAZ hat veröffentlicht – wieder Erwarten jedoch in schändlicher Weise. Bleibt bis heute mein Fazit für ein in unserer Gesellschaft häufig zu beobachtendes Phänomen: Es kommt weniger darauf an, WAS gesagt wird, aber umso mehr darauf, WER etwas sagt. Der Inhalt ist häufig zweitrangig. Hauptsache, der Name stimmt. Gehör finden: Fehlanzeige. Und das in einer Vorzeigedemokratie! Interessantes Beispiel einer Schlagzeile der Süddeutschen Zeitung rund ein halbes Jahr nach Fertigstellung des H2-Energiekonzepts – die Süddeutsche-Redaktion hatte das Konzept damals bereits auf dem Schirm: » Kinder-Krisen-Plan: Elfjähriger schmiedet Lösungen für Griechenland. « So etwas erscheint den Frauen und Herren Redakteuren als opportun genug für deren Blatt. Aber auch Blätter, mit sich selbst gerne als alternativ bezeichnender Leserschaft, landeten fragwürdige Aktionen, wie eben die TAZ: Mitarbeiterinnen verwandelten sowohl die von mir mühsam recherchierten Wissensinhalte als auch grundlegende Ideen des H2-Energiekonzepts im Handumdrehen in deren eigenes Werk in Form eines Artikels, während man jeglichen Verweis auf das ursprüngliche Konzept und auf dessen Autor bis heute vergeblich sucht: » Energiewende in Griechenland – Solarstrom in Bürgerhand « Die Kommunikation zwischen mir und der TAZ gibt schließlich auch Auskunft über das Demokratieverständnis dieses Blatts und über deren Organisationsmanagement (zur Ansicht dieses Schriftverkehrs hier klicken).

Wussten die öffentlich-rechtlichen in Deutschland Bescheid?

Das ZDF ja.

Und wie reagierten Fachkreise auf das Konzept?

Das lässt sich in diesem Rahmen nur schwer zusammenfassen. Mir sind ellenlange Diskussionen in Erinnerung, in denen zwar klar wurde, dass man von den gleichen Zielen überzeugt war, der Weg dorthin aber in sämtliche Details zerlegt wurde, bis am Ende nichts weiter übrig war als unzählige Möglichkeiten, von denen aus verschiedenen Gründen keine umgesetzt wurde. Und dann häufig die Erfahrung, dass viele meiner Diskutanten Reden mit praktischem Tun verwechseln! Und zwar vor allem auch in Kreisen, wo man sich selbst als alternative Deutsche betrachtet und sich gerne mit Begriffen wie » Macher « betitelt. Viele hören am liebsten sich selbst reden, zumal das wesentlich bequemer ist, als wirklich Hand anzulegen. Mit ein paar Stunden Recherchieren, Schwurbeln und Festkleben ist es eben bei Weitem nicht getan. Da muss man schon andere Opfer bringen, um klimatechnisch etwas zu bewegen. Nach Fukushima gab es plötzlich eine große Zahl an Wasserstoffvernatikern und viele redeten voller Tatendrang von freier Energie, während die gleichen Leute vor Fukushima ihre Zeit noch mit Online-Geschwurbel über 9/11 und Chemtrails verbrachten, wobei es nach der Freie-Energie-Phase überwiegend noch um Dinge wie Corona-Verschwörung und die Richtigkeit des Kreml´schen Angriffskriegs gegen die Ukraine geht. Das mag unverzeihlich sein. Doch richtiggehend skandalös ist es, dass hochrangige Persönlichkeiten aus Deutschland, die ihr Geld primär mit Reden verdienen, nichts unternommen haben, obwohl sie Bescheid wussten über das Konzept, seine Möglichkeiten und über seine weitreichenden Auswirkungen. Sie sind Wegbereiter der Klimahölle. Das ist jetzt Teil der Geschichte. Und auf diese Leute zeige ich mit dem Finger. Und nicht auf die KGB-Kritiker György Soros und Hillary Clinton.

Beispiele? Zu den ellenlangen Diskussionen in Fachkreisen?

Oh… Mea culpa, ich bin abgeschweift. Ja, ein Beispiel mit Ingenieuren im Bereich Wasserstofferzeugung. Der eine vertrat die Ansicht, dass Wasserstoff über Biomasse gewonnen werden müsse, der zweite wollte aber Elektrolyse, der dritte sagte, dass Elektrolyse aber ineffizient sei, der vierte, dass Elektrolyse nur dann ineffizient sei, wenn sie direkt an unser heutiges Stromnetz angeschlossen ist, der fünfte, Wasserstoff sei zwar gut, könne aber nicht adäquat transportiert werden und würde durch sämtliche Leitungen hindurchdiffundieren und zu Materialversprödung führen, der nächste belegte, dass diese Probleme gelöst sind, war aber der Ansicht, dass die Anlagen zur umfassenden Wasserstoffproduktion nicht finanzierbar seien und als nächstes kam jemand der hinzufügte, dass die anaerobe Vergärung doch der beste Weg sei, Wasserstoff aus Biomasse zu gewinnen und führte ein paar Formeln an.

Kommen Sie darin auch vor?

Ja. Ich bin der, der sagt, dass alle Wege der Wasserstoffherstellung ihren Platz finden werden, sofern sie sinnvoll und wirtschaftlich sind. Und das sind die meisten. Dazu ist aber ein großer Anfang notwendig und der kann nur über ein kraftvolles Signal aus der Politik kommen. Und natürlich ist die Elektrolyse eine geeignete Technologie, sofern sie nicht über unser Stromnetz läuft, sondern Wasserstoff im direkten Gleichstrombetrieb generiert, beispielsweise direkt neben den Windkraftanlagen.

Was ich immer wieder höre ist, dass Wasserstoff eben einfach zu ineffizient sei. Was sagen Sie dazu?

Dazu kann ich nur immer wieder sagen: Wenn alle Grundstoffe kostenlos und in rauen Mengen zur Verfügung stehen – Sonne, Meerwasser, CO2 – dann sind sämtliche Fragen zur Herstellungseffizienz als nachrangig zu bewerten! Denn dann treten andere Faktoren in den Vordergrund: politische Abhängigkeiten, auch bezüglich der Verfügbarkeit von Batterierohstoffen, der Rohstoffraubbau im Allgemeinen, Umweltfaktoren bei der Herstellung und beim Gebrauch chemiebasierender Batteriefahrzeuge, die allgemeine Leistungsfähigkeit unseres Stromnetzes bei flächendeckendem Einsatz von Batteriefahrzeugen, die Verlustleistung unseres heutigen Stromnetzes, um nur einige wenige zu nennen. Eine Lungenfüllung vom Abgas einer brennenden Batterie führt zum sicheren Tod, wohingegen Wasserstoff nur zu Wasserdampf verbrennt. Was ist an all dem so schwer zu verstehen? Es liegt doch auf der Hand, wofür wir uns da zu entscheiden haben. Und zwar sofort. Und ja, in puncto Effizienz wird im Griechenlandkonzept vorgerechnet, mit welchem Gaspreis zu rechnen ist und inwiefern wir alle, ob genossenschaftliche Betreiber oder nicht, davon profitieren – auch unter Berücksichtigung der Aufbaufinanzierung. Und ich versichere Ihnen: es ist sehr effizient. Stabiler, kalkulierbarer, bezahlbarer Gaspreis. Bauboom im europäischen Süden. Arbeitsplätze. Höhere Luftfeuchtigkeit und Wolkenbildung hierzulande. Und und und. Und je weiter die Technik voranschreitet und je vielseitiger Wasserstoff gewonnen und genutzt wird, desto effizienter wird die Sache.

Photovoltaik verliert aber doch bei hohen Temperaturen an Effizienz. Wie geht Ihr Konzept damit um?

Niemand bei Sinnen möchte in heißen Gegenden Photovoltaik zur Wasserstofferzeugung einsetzen – siehe Helios-Projekt der Bundesregierung unter Merkel… Das Zauberwort lautet bei uns Solarthermie – bis hin zur direkten solarthermischen Wasserspaltung!

Eben sprachen sie von einem kraftvollen politischen Signal, das nötig sei. Steht davon auch etwas in Ihrem Konzept?

Ja, in dem Buch schlage ich fünf Übergangsgesetze vor – in dem Kapitel » Wirtschaftspolitische Weichenstellung und bürgernahe Wertschöpfung «.

Und inwieweit stellt das Konzept eine Lösung des Ukrainekonflikts dar?

Man kann davon ausgehen, dass der Kremlherr die Macht des eigenen Staatsapparats in wesentlich geringerem Umfang überschätzt hätte, wenn Europa, vornehmlich Deutschland, weniger von russischem Gas abhängig gewesen wäre in den letzten zehn Jahren. Und dies wäre sicher der Fall gewesen, wenn das Kapitel » Wirtschaftspolitische Weichenstellung und bürgernahe Wertschöpfung « 2012 verwirklicht worden wäre. Die rüstungsfinanzierenden Staatseinnahmen Russlands wären dann bis heute auch deutlich geringer ausgefallen.

Was kann der Einzelne hierzulande Ihrer Meinung nach sofort für das Klima tun?

Die KFZ-Klimaanlage zwischen September und April konsequent ausschalten, sich rein gar nichts auf das schicke » E « auf dem Kennzeichen einbilden und ausgiebig darüber nachdenken, ob die Worte des in der Schweiz bekannten Klimaphysikers Reto Knutti vielleicht sogar etwas mit einem selbst zu tun haben: » Der Mensch ist dumm, faul, egoistisch und kurzsichtig. «

Würden Sie es sich gefallen lassen, als Vordenker bezeichnet zu werden?

Würde das etwas ändern?

Vermutlich nicht. Eine letzte Frage noch: Machen Sie weiter?

Baut mich auf. Finanziert mich. Und ich mache weiter.

Vielen Dank für das Gespräch.